Ist es erstrebenswert, moralisch perfekt zu sein? Ist die Philosophie immer befreiend, oder kann sie auch ein Werkzeug der Unterdrückung sein? Mit solchen Fragen beschäftigten sich 15 Jugendliche am Finale der Philosophie-Olympiade, das vom 6. bis 8. März an der Universität Basel stattfand.
Die Teilnehmenden. Von links nach rechts: Paula Djalali, Luisa Henke, Hannah Furer, Patrick Steffens, Ryan Bloch, Joshua Freiermuth, Filipa Lüthy, Anouk Ammann, Anna Lena Janach, Andrej Ševera, Gabriel Pospesel, Leonhard Hasler, Angelina Haag, Yotam Adan, Austin Zhang. (Quelle: Lara Gafner)
Gold ging an Joshua Freiermuth (rechts) und Gabriel Pospesel (links). (Quelle: Lara Gafner)
Silber ging an Hannah Furer (links) und Filipa Lüthy (rechts). (Quelle: Lara Gafner)
Bronze ging an Anouk Ammann und Andrej Ševera (nicht abgebildet). (Quelle: Lara Gafner)
Auch das Fürstentum Liechtenstein wird wieder an der IPO vertreten sein - zum zweiten Mal überhaupt. Wie bereits im Vorjahr haben sich Leonhard Hasler (rechts) und Patrick Steffens (links) über das Halbfinale der Schweizer Philosophie-Olympiade dafür qualifiziert. (Quelle: Filipa Lüthy)
Joshua Freiermuth ist aufgrund einer Altersbeschränkung mit 20 Jahren nicht mehr teilnahmeberechtigt, weshalb stattdessen die Drittplatzierte Hannah Furer an der Internationalen Philosophie-Olympiade teilnehmen wird. (Quelle: Filipa Lüthy)
Am Vormittag des 7. März verfassten die Finalist*innen während vier Stunden ein philosophisches Essay zu einem von vier Zitaten. (Quelle: Filipa Lüthy)
Die Essays wurden anonym von Philosophielehrpersonen und Studierenden der Pädagogischen Hochschule Bern bewertet. (Quelle: Lara Gafner)
Besuch der Ausstellung “Fadenspiele” im Tinguely Museum. (Quelle: Filipa Lüthy)
In seinem Workshop diskutierte Prof. Markus Wild mit den Teilnehmenden darüber, wie wir wissen könnten, ob Hunde, Blumen oder Fische ein Bewusstsein haben. (Quelle: Lara Gafner)
Zum ersten Mal fand das Finale der Philosophie-Olympiade in Basel statt, in den Räumlichkeiten der Alten Universität. (Quelle: Lara Gafner)
Kennenlernen vor der Jugendherberge St. Alban. (Quelle: Lara Gafner)
Diskussionen am Rheinufer. (Quelle: Lara Gafner)
Die zwei Goldmedaillen gingen an Joshua Freiermuth (Gymnasium Kirschgarten, BS) und Gabriel Pospesel (International School of Zug and Luzern, ZG). Ausserdem wurden je zwei Silber- und Bronzemedaillen verliehen (siehe Rangliste unten).
Ausserordentlich hohes Niveau
Am Vormittag des 7. März verfassten die Finalist*innen während vier Stunden ein philosophisches Essay zu einem von vier Zitaten:
Der Erstplatzierte Joshua Freiermuth wählte für sein Essay eine Aussage von Frantz Fanon darüber, dass Philosophie und Intelligenz nicht zwingend Mittel der Befreiung sind, sondern auch Diskriminierung legitimieren können. Er habe sich bereits in seiner Maturaarbeit, in der es um Feminismus und den Film “Barbie” (2023) ging, mit struktureller Unterdrückung befasst, erklärt er.
Die Essays wurden anonym von Philosophielehrpersonen und Studierenden der Pädagogischen Hochschule Bern bewertet. Die Jury sei von der Qualität der Texte beeindruckt, so Peter Zimmermann, Dozent an der PHBern. “Das Niveau ist dieses Jahr ausserordentlich hoch”, findet auch Jonas Pfister, der die Schweizer Philosophie-Olympiade 2006 gegründet hat.
Auf zur Internationalen Philosophie-Olympiade
In der Regel würden die Gewinner der Goldmedaillen die Schweiz an der Internationalen Philosophie-Olympiade (IPO) vertreten, die vom 15. - 18. Mai in Bari, Italien stattfindet. Joshua Freiermuth ist allerdings aufgrund einer Altersbeschränkung mit 20 Jahren nicht mehr teilnahmeberechtigt, weshalb stattdessen die Drittplatzierte Hannah Furer (Gymnasium Neufeld, BE) teilnehmen wird. Die definitive Zusammensetzung der zweiköpfigen Delegation wird Ende Woche bestätigt sein.
Auch das Fürstentum Liechtenstein wird wieder an der IPO vertreten sein - zum zweiten Mal überhaupt. Wie bereits im Vorjahr haben sich Leonhard Hasler und Patrick Steffens (Liechtensteinisches Gymnasium) über das Halbfinale der Schweizer Philosophie-Olympiade dafür qualifiziert.
Erstmals in Basel
Zum ersten Mal fand das Finale der Philosophie-Olympiade, das von Studierenden und ehemaligen Teilnehmenden organisiert wird, in Basel statt, in den Räumlichkeiten der Alten Universität. Unterstützt wurde die Durchführung von Prof. Markus Wild (Universität Basel). In seinem Workshop diskutierte er mit den Teilnehmenden darüber, wie wir wissen könnten, ob Hunde, Blumen oder Fische ein Bewusstsein haben. In einem weiteren Workshop wurden die Jugendlichen von Kal Niederhäuser (ETH Zürich) in das Denken von Gilles Deleuze eingeführt. Ausserdem stand ein Besuch der Ausstellung “Fadenspiele” im Tinguely Museum auf dem Programm. Dazwischen blieb Zeit für lange Spaziergänge durch die frühlingshafte Stadt.
Massiv gestiegene Teilnehmerzahlen
Die 15 Finalist*innen haben sich durch ihre Essays in den Halbfinals qualifiziert, die im Januar in St. Gallen, Fribourg, Wetzikon und Thun stattfanden. Insgesamt haben 1123 Mittelschüler*innen aus der ganzen Schweiz im Herbst an der Vorrunde der Philosophie-Olympiade teilgenommen. Die Vorrunde - ein Online-Test mit philosophischen Leseverständnisaufgaben und Logikrätseln - wurde in diesem Schuljahr zum ersten Mal durchgeführt. Zuvor konnten interessierte Mittelschüler*innen jeweils direkt Essays einschicken, was aufgrund der vielen Einsendungen eine zunehmende Herausforderung für die ehrenamtliche Jury darstellte. Durch die neue Vorrunde wurde der Aufwand für die Jury reduziert und die Gesamtzahl der Teilnehmenden stieg innerhalb eines Jahres von 172 auf 1123.
Rangliste
Rang
Vorname
Name
Schule
Wohnort
1. Gold
Joshua
Freiermuth
Gymnasium Kirschgarten (BS)
Gipf-Oberfrick (AG)
2. Gold
Gabriel
Pospesel
International School of Zug and Luzern (ZG)
Unterägeri (ZG)
3. Silber
Hannah
Furer
Gymnasium Neufeld (BE)
Hägendorf (SO)
4. Silber
Filipa
Lüthy
Gymnasium Liestal (BL)
Liestal (BL)
5. Bronze
Anouk
Ammann
Gymnasium Kirchenfeld (BE)
Bern (BE)
6. Bronze
Andrej
Ševera
Collège Voltaire (GE)
Grand-Lancy (GE)
*
Anna Lena
Janach
Kantonsschule Obwalden (OW)
Sarnen (OW)
*
Angelina
Haag
Kantonsschule Wil (SG)
Wil (SG)
*
Austin
Zhang
École Moser (GE)
Chambésy (GE)
**
Leonhard
Hasler
Liechtensteinisches Gymnasium (FL)
Eschen (FL)
*
Luisa
Henke
Kantonsschule Wil (SG)
Kirchberg (SG)
**
Patrick
Steffens
Liechtensteinisches Gymnasium (FL)
Schaan (FL)
*
Paula
Djalali
Realgymnasium Rämibühl (ZH)
Zürich (ZH)
*
Ryan
Bloch
Collège Saint-Michel
Posieux (FR)
*
Yotam
Adan
International School of Zug and Luzern (ZG)
Hünenberg (ZG)
*in alphabetischer Reihenfolge
**ausser Konkurrenz
Bilder
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